Vom „Lost Place“ zum „Place to be“


Duisburg-Buchholz 1998: ein Lost Place an der Düsseldorfer Landstraße 7. Bis Anfang der 1990er Jahre noch britisches Offizierskasino. Wenige Jahre nach dem Abzug der Briten: Ein verlassenes Wachhäuschen am Eingang, ein mit Unkraut überwucherter Tennisplatz, verwitterte Klinker, verfallene Anbauten. Drinnen? Krater im Parkett, Graffiti an den Wänden, ein dunkler Keller mit Nischen wie Verliese.
Duisburg-Buchholz 2025: Das Gelände an der Düsseldorfer Landstraße ist nicht wiederzuerkennen. Ein lichtdurchfluteter Anbau, gepflegte Gärten und Grünanlagen. Das ehemalige Kasino nun ein saniertes Juwel mit historischem Charme.
Der Unternehmerverband hat aus dem ehemaligen Militärgelände vor einem Vierteljahrhundert einen Treffpunkt der regionalen Wirtschaft gemacht. Warum? Weshalb? Wieso?
Zum 25. Jubiläum des HAUS DER UNTERNEHMER schauen wir zurück und erzählen in einer kleinen Throwback-Serie die Geschichte unseres HDU.
Neuer Verbandssitz - Suche mit Vision


Wieso? Weshalb? Warum? … kaufte der Unternehmerverband eine – auf den ersten Blick – Ruine? Dahinter stand eine Suche mit Vision!
Mitte der 1990er-Jahre: Der Unternehmerverband wächst rasant, nachdem speziell für den Industrieservice ein branchenspezifischer Tarifträgerverband gegründet wurde. Mehr Mitglieder und mehr Beschäftigte… der Verbandssitz in der Nähe des Duisburger Hauptbahnhofes platzt aus allen Nähten. Die Lösung: Ein neues Zuhause, das mehr ist als ein reines Bürogebäude.
Auf der Suche hilft das eigene Netzwerk: Aus dem Kreise der Mitglieder schlägt ein Unternehmer, Besitzer des leerstehenden Offizierskasinos, dieses als neuen Verbandssitz vor. Jetzt ist Mut und Vorstellungskraft gefragt: Außen von guter Substanz, aber überwuchert, innen im baufälligen Zustand. Und doch: Die Idee zündet. Hier soll ein Ort entstehen, der neue Heimat für die Wirtschaft, für Weiterbildung und auch für die Gesellschaft ist.
18 Millionen D-Mark investiert


Das ist ja eine Ruine – wollt Ihr wirklich 18 Millionen D-Mark darin investieren? Ist das nicht ein bisschen protzig? Und wie wollt Ihr das alles überhaupt später mal unterhalten?
Ende der 1990er-Jahre: Es gibt Kritik und Zweifel an den Plänen, aus dem einstigen britischen Offizierskasino das Tagungs- und Kongresszentrum HAUS DER UNTERNEHMER und den Sitz des Unternehmerverbandes zu machen. Doch was ist der Status quo? Der bisherige Sitz ist die Röchlingsche Villa an der Mülheimer Straße; hier ist der Verband seit 1924 ansässig. Aber: Das Gebäude ist stark renovierungsbedürftig; der größte Raum fasst gerade mal 20 Personen. Für größere Veranstaltungen wie Arbeitskreise oder Tarifverhandlungen mietet man sich also eh stets in benachbarte Hotels ein.
Das neue HAUS DER UNTERNEHMER, so die Idee, löst all diese Probleme auf einen Streich. Zwei einschneidende Erlebnisse bewegen den Vorstand dazu, die 18 Millionen D-Mark zu investieren: Die erste Ortsbesichtigung und die Visualisierung. Vor Ort, durch die Vorstellungskraft der Architekten und belastbare Machbarkeitsstudien wird klar: Die Vision, hier eine neue Heimat für die Wirtschaft zu etablieren, ist realisierbar.
Eingänge erzählen von Tradition und Moderne


Ein Haus, zwei Türen, zwei Welten: Kommen Sie heute mit ins HAUS DER UNTERNEHMER!
Historischer Eingang: Durch den massiven Eingang mit schwerer Holztür erschließt sich damals wie heute ein eindrucksvoller Gebäudekomplex: Rechts zweigen vom Foyer Treppen ab, insbesondere der Keller mit hohen Decken ist vielfältig, heute mit Bar und Weinstuben, nutzbar. Geradeaus geht es ins getäfelte Kaminzimmer und von dort aus ins geräumige Herz des Offizierskasinos: Der große Saal mit hoher Decke und großzügigen Blick nach draußen dient zum Speisen und Tagen. Heute legen wir hier, vor dem historischen Eingang, den roten Teppich aus, um Brautpaare oder Geburtstagskinder gebührend zu empfangen.
Neuer Eingang: Früher standen hier, direkt hinter dem denkmalgeschützten Altbau, Gebäude, die den Offizieren als Unterkunft dienten. Diese rissen wir ab, um Platz für den Neubau zu schaffen. Der neue Eingang ist heute das moderne Foyer, um ins HAUS DER UNTERNEHMER zu gelangen. Hinter Glas und Sichtbeton beginnt der lichtdurchflutete neue Gebäudeteil mit Tagungsräumen, Büros und dem markanten, oval geformten Auditorium. Ein Glasgang verbindet alle Räume rund um die Terrasse miteinander.
Die geheime Geschichte unter dem Haus


Gerüchte gab es viele: Ein unterirdischer Tunnel vom Offizierskasino zur gegenüberliegenden Kaserne? Geheimgänge, Fluchtwege? Bei den Bauarbeiten kam vieles ans Licht – aber kein Tunnel. Dafür alte Nischen im Gewölbekeller, die wie Verliese anmuten.
Heute beherbergt dieser Teil im Souterrain des Hauses einen großzügigen Partykeller mit Kamin, eine Bar und stilvolle Weinstuben. Wenn auch keine „geheimen“, so sind hier aber durchaus vertrauliche Gespräche möglich.
Der Tag, an dem das Projekt fast platzte


Die Gerüste standen, die Arbeiter werkelten, der Bau war in vollem Gange – als die Nachricht kam: Die Philipp Holzmann AG, Generalunternehmer bei unserem Bauvorhaben, ist insolvent. Stillstand. Unsicherheit. Ein Schock.
Doch dann: Politischer Rückhalt, pragmatische Lösungen, Unterstützung vom damaligen Kanzler Gerhard Schröder – und nach nur zwei Wochen ging es mit dem Umbau weiter.
Trotz Denkmalschutz: Umbau in Rekordzeit


Nach dem Kauf der Immobilie mit Grundstück Ende der 1990er-Jahre wurde im Rekordtempo von zehn Monaten saniert und umgebaut – und das trotz vieler Schwierigkeiten bei den vielfältigen Abriss-, Auf- und Bauarbeiten.
An den zweigeschossigen, denkmalgeschützten Altbau wurden moderne Anbauten ergänzt: ein lichtdurchfluteter Saal für bis zu 200 Personen, Tagungsräume im Souterrain, Erdgeschoss und ersten Obergeschoss sowie ein zweistöckiger (und 2008 um ein drittes Stockwerk erweiterter) Verwaltungstrakt für die Beschäftigten. Zudem wurden die Außenanlagen mit einem Wasserlauf parkähnlich angelegt und ein großer, kostenfrei zu nutzender Parkplatz ergänzt.
Insgesamt investierte der Unternehmerverband Metall Ruhr-Niederrhein rund 18 Millionen Mark in Kauf, Grundstück, Um- bzw. Anbau sowie Einrichtung. Die Projektentwicklung unterstand der Mülheimer Firma Imoba; die Philipp Holzmann AG setzte das Mammutprojekt praktisch um.